Endlich Urlaub! Doch wohin? Viele bleiben gerne in Deutschland – nicht erst seit der Corona-Pandemie. Andere zieht es wieder ins Ausland. Nach Spanien zum Beispiel. Die dortigen Badestrände begeistern viele, aber längst nicht alle. Manch ein Tourist taucht lieber in Spaniens großartige Geschichte ein. Vielleicht in und um Soria.
Die Provinz liegt weitab der üblichen Touristenströme 200 Kilometer nordöstlich von Madrid in einer Höhe von rund 1000 Metern und darüber. Das bedeutet: weniger Hitze als im Flachland und manch frisches Lüftchen. Nachts sinken die Temperaturen auch im Hochsommer deutlich ab. Selbst zahlreiche Spanier zieht es aus dem heißen Süden in die Provinz Soria oder in die gleichnamige Hauptstadt.
Als Juwel in dem Städtchen mit rund 40 000 Einwohnern erweist sich die Kirche Santo Domingo aus dem zwölften Jahrhundert. Aufgrund ihres figurenreichen Tympanons über dem Eingangsportal gilt sie als Musterbeispiel der spanischen Romanik. Über dem Giebelfeld mit Christus als Allherrscher wölben sich vier halbkreisförmige Bögen mit zahllosen Figuren aus dem Alten und Neuen Testament. Die Einheimischen sprechen von einer „Bibel aus Stein“.
Säulen, die in den Himmel ragen
Ein weiterer Schatz wartet am Stadtrand: das am Duero-Fluss gelegene ehemalige Johanniskloster „San Juan de Duero“ aus dem zwölften und 13. Jahrhundert. Eine Besonderheit ist der wiederhergestellte, aber dachlose Kreuzgang mit seinen ungewöhnlichen Säulen, die in den blauen Himmel ragen. Die Kirche wurde noch bis Ende des 18. Jahrhunderts genutzt, danach war sie bis 1902 ein Viehstall. Im Kreuzgang hat man Gemüse angebaut.
Seit kurzer Zeit gehört dieses gerettete Kloster zum 2019 eröffneten „Museo Numantino“ von Soria. Die dortigen Exponate reichen von der Bronzezeit über die Epoche der Kelten und der Römer bis zum Mittelalter. Diese Spuren lassen sich in der Provinz Soria leicht finden und oft ungestört erkunden. Soria ist nämlich dünn besiedelt und zählt nicht zu den großen Touristenecken.
Gang übers Feuer
Nur im 600-Seelen-Dorf San Pedro Manrique, etwa 40 Kilometer nordwestlich der Provinz-Metropole, wird es einmal im Jahr richtig voll: am Johannisfest, das in Spanien am 23. Juni gefeiert wird. Die zahlreichen Besucher wollen den „Paso del Fuego“ erleben, den Gang übers Feuer – einen uralten Brauch, der in Spanien nur dort zu erleben ist.
Der Feuerlauf beginnt um Mitternacht und mündet in den Geburtstag von Johannes dem Täufer am 24. Juni. Für das besondere Fest hat das Dorf ein offenes Stadion mit 2500 Plätzen errichtet. Es liegt direkt neben der Marienkirche „Virgen de la Peña“. Kaum ist Einlass, drängen die Menschen hinein. Eine Blaskapelle in fast bayrisch anmutender Tracht legt sich ins Zeug.
Mit Jubel werden einige Damen in weißen Blusen begrüßt. Sie verkörpern die Móndidas, junge Frauen, die die Spanier einst den muslimischen Arabern als Tribut überreichten, als diese auf der Iberischen Halbinsel herrschten. Außerdem sieht man in den Móndidas Erinnerungen an die römische Göttin Ceres oder ihre griechische Version Demeter. Sie sorgen dem antiken Glauben zufolge für Ackerbau, Fruchtbarkeit und eine gute Ernte.
Derweil bearbeiten zwei Männer mit langen Holzstangen, sogenannten „hoguneros“, den rechteckigen Glutteppich („hoguera“). Zwei Tonnen Eichenholz wurden für ihn verfeuert. Ein Mann schlägt in die Glut, sodass die Funken emporstieben. Danach wird der Feuerteppich akkurat geglättet. Zuletzt wird nasses Stroh vor den Teppich gekippt, um die Füße der Feuerläufer zu kühlen.